Wie Natangen zu seinem Namen kam

 

Es herrschte einst in grauer Vorzeit der König Widiwuto mit seinem Bruder Bruteno, dem Oberpriester, über das ganze Prußenland. Als dieser König nun alt wurde und seinen Tod nahen fühlte, versammelte er die vornehmsten des Volkes und seine zwölf Söhne unter der heiligen Eiche von Romovo um sich und den Oberpriester und teilte das Prußenland unter seinen Söhnen.

Natango, der sechste Sohn Widowutos, huldigte seinem Vater und dem Oberpriester wie die anderen Brüder. Da sprach Widowuto: "Mein Sohn, gelobst du unseren gnädigen Göttern Andacht und ihren Priestern Gehorsam und daran zu setzen Leib und Gut, so jemand sie verringern wollte in ihrer Ehre?" Also antwortete Natango: "Ich gelobe es bei der Strafe meines Gottes Perkuno, der mich töten soll durch sein Feuer, so ich meinen Eid nicht halte!" Da sprach Bruteno, der Oberpriester: "So lege deine Hand auf das Haupt deines Vaters und danach rühre die heilige Eiche an."

Und also tat Natango und es ward ihm zugeeignet das Land zwischen Pregel, Passarge, Alle und Halibo, den Wassern (Frisches Haff). Und er nahm dieses Land mit der Zeit ein und seinen Hof hielt Natango auf Honeda, dem Schlosse. Und es ward nach ihm Natangen genannt und wurde ein köstlich Land voller Schlösser, Städten, Edelhöfen und Dörfern und später dem Orden ein gar fruchtbares Land zum Zinsen und Schossen.

(entnommen aus: Horst Schulz, Der Kreis Preußisch Eylau, Verden 1983)